Motto & Forderungen
Motto
Berlin Pride | CSD Berlin 2023
Das Motto des Berliner CSD wird im CSD Forum zusammen mit den Forderungen ausgearbeitet.


FORDERUNGEN AUS DEM JAHR 2023:
Thema: Grundgesetz für Alle
Seit dem Jahr 2022 fordern wir, dass die Menschen der queeren Community in
ihrer ganzen Bandbreite durch Artikel 3 GG geschützt werden! Deswegen schließen
wir uns der „Grundgesetz für Alle”-Initiative an und fordern die Verbesserung und
Erweiterung dieses Grundgesetzes.
Thema: Hatecrime & Hatespeech gegen queere Menschen
– Um Gewalt und Übergriffigkeiten gegenüber queeren Menschen
zu reduzieren, verlangen wir seit 2022 von der Berliner Senatorin
für Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration,
Vielfalt und Antidiskriminierung, Cansel Kiziltepe, schnelle
und lückenlose Aufklärung aller Straftaten gegen LGBTIQA*-Menschen
und eine Null-Toleranz-Policy aller Diskriminierungsformen.
– Um Mitarbeitenden von Berliner Behörden zu zentralen Themen
wie „Hatecrime & Hatespeech gegen queere Menschen”
mögliche Bewertungs- und Entscheidungsgrundlagen zu vermitteln,
fordern wir seit 2022 Anne von Knoblauch und Michael
Späth von der Zentralstelle für Prävention am Landeskriminalamt
sowie die Leitungen aller Berliner Behörden auf, regelmäßig
verpflichtende Erst- und Folgeschulungen durchzuführen.
– Um Opfern von Hass und Gewalt gegenüber LGBTIQA* Berührungsängste
zu nehmen, fordern wir seit dem Jahr 2022 Polizeipräsidentin
Barbara Slowik und Innensenatorin Iris Spranger auf, in allen zwölf
Berliner Bezirken jeweils entsprechende polizeiliche Anlauf- bzw.
Ombudsstellen für LGBTIQA*-Menschen einzurichten, welche sich
speziell dieser Themen annehmen.
Thema: Bildung und Aufklärung
– Seit dem Jahr 2022 fordern wir die Senatorin für Bildung, Jugend
und Familie Katharina Günther-Wünsch auf, die Umsetzung
der normkritischen Gender-, Körper- und Sexualpädagogik
an allen Bildungseinrichtungen bis 2025 umzusetzen und die
entsprechenden Regelungen dementsprechend anzupassen.
– Seit dem Jahr 2022 fordern wir die deutschen Verlagshäuser für Bildungsmedien,
Ernst Klett Verlag GmbH, Cornelsen Verlag GmbH, Westermann
GmbH & Co. KG und weitere auf, Regenbogenfamilien, queere Lebensrealitäten
und Diversität in Lehrmaterialien zu berücksichtigen und abzubilden.
– Seit dem Jahr 2022 fordern wir die Senatorin für Bildung, Jugend und
Familie Katharina Günther-Wünsch auf, regelmäßige, verpflichtende
Erst- und Folgeschulungen für das gesamte Berliner Lehrpersonal
anzubieten sowie eine auch in der Praxis angemessene Umsetzung
der Inklusion von geschlechtlicher und sexueller Diversität in den
Lehrplänen durchzusetzen.
Thema: Arbeit und DEI (Diversity, Equity & Inclusion)
– Seit dem Jahr 2022 fordern wir von mittelständischen Unternehmen
und Betrieben, sich Unterstützung zu holen, Homo-, Bi+,
Trans*-, Inter- und Queerfeindlichkeit sowie Diskriminierung im
Arbeitsleben abzubauen. Diese Unternehmen und Betriebe benötigen
unternehmenskulturelle Konzepte zur besseren Integration.
Daher fordern wir die Industrie- und Handelskammer Berlin mit
ihrem Präsidenten Sebastian Stietzel auf, einen entsprechenden
Handlungsleitfaden zu entwickeln, diesen in die Unternehmen
und Betriebe zu tragen und eine Anlaufstelle zu schaffen.
– Seit dem Jahr 2022 fordern wir die deutschen Unternehmensund
Wirtschaftsverbände – konkret den Deutschen Industrie- und
Handelskammertag mit Präsident Peter Adrian – auf, unter Einbeziehung
aller betrieblichen Interessenvertretungen eine Kampagne
zur Förderung von LGBTIQA* am Arbeitsplatz zu entwickeln.
Diese soll das Bewusstsein für selbstverständlich gelebte Vielfalt fördern,
LGBTIQA*-Talente stärken und diese motivieren, als Vorbilder für eine
deutlichere Sichtbarkeit queerer Menschen in der Arbeitswelt zu agieren.
– Seit dem Jahr 2022 fordern wir den Berliner Senat, nun vertreten durch
den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner und alle Bezirksämter auf,
im Rahmen der Umsetzung des Diversity-Landesprogramms und der
Bezirksstrategien zu einer inklusiven Arbeitsplatzkultur sicherzustellen,
dass Mitarbeitende in den Verwaltungen zum Aufbau von LGBTIQA*-
Mitarbeitenden-Netzwerken angeleitet und motiviert werden, die für
mehr queere Sichtbarkeit stehen.
trans*, inter, nicht-binäre Menschen
- TIN Allgemein
I Gesellschaft
TIN-Sein ist keine Krankheit und bedarf daher keiner Diagnose!
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wir fordern anzuerkennen, dass intime
Fragen grenzüberschreitend und verletzend sind.
Respekt von Grenzen der persönlichen Selbstbestimmung: Die Identität eines Menschen
ist nicht in Frage zu stellen.
Wir fordern, dass bei der Geburt kein Geschlecht mehr festgelegt werden muss.
Wir fordern mehr Zivilcourage von Menschen unserer Gesellschaft bei Angriffen auf
TIN-Personen.
II Bund
Wir fordern die Bundesregierung auf, die geschlechtliche Selbstbestimmung für
trans*, inter* und nicht-binäre Personen sicherzustellen. Deshalb fordern wir Bundesjustizminister
Dr. Marco Buschmann und Bundesministerin für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend Lisa Paus weiterhin auf, das diskriminierende TSG
umgehend – noch in 2023 – durch ein Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen. Die
Vornamens- und Personenstandsänderung soll allein auf Antrag beim Standesamt
ermöglicht werden – ohne Gutachten, ärztliche Atteste oder Gerichtsverfahren.
Wir fordern von Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann:
– Dass ein Verstoß gegen das Offenbarungsverbot bußgeldbewehrt wird wie im Entwurf
des SBGG benannt.
– Eine zeitnahe Reformierung des Abstammungsrechts hinsichtlich der Elternschaftsanerkennung
von TIN-Personen zur Vermeidung von Falschangaben. Die Bezeichnung
der Elternteile muss geschlechtsneutral erfolgen. Aktuell wird die gebärende
Person als “Mutter” eingetragen, obwohl die gebärende Person ggf. nicht weiblich
ist oder sich nicht als weiblich identifiziert. Derzeit ist es nicht möglich Personen mit
dem gleichen Geschlechtseintrag wahrheitsgetreu als Eltern eintragen zu lassen
(Elternteil 1 + Elternteil 2).
III Berlin
An die Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie Katharina Günther-
Wünsch: Wir fordern mehr Aufklärung, Bildung und Bildungsangebote für den
Bereich TIN/Geschlechtsidentitäten. Auch, aber nicht nur, in der Schule, um präventiv
der Gewalt und Hasskriminalität gegen TIN-Menschen entgegenzuwirken.
An die Berliner Senatorin für Inneres und Sport Iris Spranger: Wir fordern,
mehr Sichtbarkeit von TIN-Menschen mit allen kulturellen Backgrounds in öffentlichkeitswirksamen
Kampagnen der Berliner Politik und Verwaltungsorganisationen zu
implementieren.
Wir fordern von der Senatorin für Arbeit, Soziales und Integration Cansel Kiziltepe
den Ausbau der sachkundigen Beratungsstrukturen- und Beratungsstellen
(auch quantitativ) zur Aufklärung der Mehrheitsgesellschaft zum Thema geschlechtliche
Identität (TIN).
- trans*
I Gesellschaft
Wir fordern von der Gesellschaft:
– mehr Schutz und Unterstützung gezielt für (nicht-weiße) TIN* People of Color (Gewaltprävention,
Beratung, Aufklärung, …)
– mehr Schutz und Unterstützung von trans*-Sexarbeiter*innen
– mehr Schutz und Unterstützung von trans*-Personen in Armut und ohne festen
Wohnsitz
II Bund
Wir fordern von Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach:
– Eine Regelung zur vollständigen Kostenübernahme durch Krankenkassen für
trans*-Personen. Dies muss sämtliche von der Person geforderte Maßnahmen
einschließen.
– Um der ansteigenden Gewalt an Transfrauen entgegenzuwirken, fordern wir eine
schnellere Genehmigung und Kostenübernahme von FFS (Gesichtsfeminisierung)
und Haartransplantationen für Transfrauen. Bisher werden diese als Schönheitseingriffe
oder –behandlungen eingestuft.
Wir fordern von Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach und Bundesjustizminister
Dr. Marco Buschmann die Schaffung eines einfachen Zugangs zu
kosmetischen und geschlechtsbekräftigenden Behandlungen (plastische Chirurgie),
psychologische Betreuung, gesundheitsbringenden Maßnahmen, Änderung der Dokumente
und allen weiteren unterstützenden Maßnahmen beim Transitionsprozess.
An die Bundesinnenministerin Nancy Faeser: Wir fordern mehr und bessere
„vollumfängliche Begleitprozesse” durch den deutschen Staat für trans*-Geflüchtete,
damit sie besser geschützt und unterstützt werden – z.B. in Geflüchteten-Unterkünften,
bei Behörden und im Asylprozess. Der Fall von Ella Nik Bayan soll uns hier
stets mahnen, was eine fehlende und unkoordinierte (medizinische) Versorgung
und Betreuung bewirken kann.
III Berlin
Wir fordern von der Berliner Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und
Pflege Ina Czyborra und der Kassenärztliche Vereinigung Berlin mehr Kassenzulassungen
für Psychotherapeut*innen mit trans*-Expertise.
- Inter*
II Bund
Wir fordern von Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann und Bundesgesundheitsminister
Dr. Karl Lauterbach:
– Ein gesetzliches Verbot und sofortigen Stopp von geschlechtszuweisenden Operationen
ohne Einverständnis der betroffenen Person.
– Eine deutliche Verlängerung der Verfolgungsverjährung und ein gesetzliches
Verbot von Auslandsumgehungen.Wir fordern von der Bundesregierung und
Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach ein zentrales Melderegister
und umfassende Melde- und Dokumentationspflichten für geschlechtsverändernde
Operationen zu schaffen. Dieses darf nur den Betroffenen zugänglich gemacht
werden, um nachträglich Vorgänge nachvollziehen zu können.
Wir fordern von Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach eine Sensibilisierung
durch Weiterbildungen und Schulungen für medizinisches Personal zur Abwägung
der Notwendigkeit von Operationen, unterstützt durch Interessensverbände.
Anerkennung und Aufarbeitung: Wir fordern eine Entschuldigung und Wiedergutmachung
durch die Bundesregierung und weitere Verursacher*innen
für begangenes Unrecht in Form von geschlechtszuweisenden Operationen
(Schuldeingeständnis). Die Umsetzung des im Koalitionsvertrag vereinbarten Entschädigungsfonds
muss umgehend vorbereitet und ergänzend zum zukünftigen
SBGG geregelt werden.
- Nicht-Binär
II Bund
Wir fordern von Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann die komplette
rechtliche Anerkennung von mehr als zwei Geschlechtern und die Abschaffung von
zusätzlichen Hürden unabhängig vom eigenen Geburtsgeschlecht.
Wir fordern von Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach dafür zu sorgen,
dass nicht-binäre und geschlechtsdiverse Personen entsprechend des aktuellen Stands
der medizinischen Erkenntnisse behandelt werden, die in den aktuellen Richtlinien 138|001
der AWMF sowie in der “Standard of Health Care 8” der WPATH festgehalten sind.
Nicht-binäre und geschlechtsdiverse Personen haben in Deutschland nur beschränkt
Zugriff auf die von ihnen benötigten medizinischen Behandlungen. Krankenkassen
lehnen notwendige geschlechtsbekräftigende Behandlungen von nicht-binären und
geschlechtsdiversen Personen ab, mit der Begründung, dass die veraltete Diagnose
Transsexualismus nach ICD-10 nicht zutreffen würde.
Wir fordern Weiterbildung von medizinischem Personal, insbesondere in Fachbereichen,
die für geschlechtsbekräftigende Maßnahmen bzw. dafür nötige
Diagnosen zuständig sind, unter anderem Psycholog*innen und Psychiater*innen,
Endokrinolog*innen und Chirurg*innen, Gynokolog*innen und Urolog*innen.
Nicht-binäre und geschlechtsdiverse Personen sind oft mit Diskriminierung in medizinischen
Einrichtungen konfrontiert. Sie werden unter anderem in binäre Rollen
gezwungen, misgendert und sehen sich gezwungen Angehörigen des Gesundheitswesens
über sich und die von ihnen benötigten Maßnahmen aufzuklären, um eine
angemessene Behandlung zu erhalten, die ihnen aber in der Regel verweigert wird.
Darüber hinaus fordern wir auf, nicht-binären und geschlechtsdiversen Personen
zugeschnittene, geschlechtsbekräftigende Behandlungen anzubieten. Wir fordern
mehr Forschung, um die vorhandenen Möglichkeiten und Methoden zu verbessern.
Dies gilt insbesondere für Chirurgie und Endokrinologie (https://doi.org/10.3390/
jcm9061609).
III Berlin
Wir fordern von der Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie Katharina
Günther-Wünsch und dem Datenschutzbeauftragten von Berlin eine
Sensibilisierung von Menschen beim Umgang mit personenbezogenen Daten von
TIN-Personen durch verpflichtende Schulungen für Mitarbeitende.
Wir fordern vom Regierenden Bürgermeister von Berlin Kai Wegner als zuständige
Person für die Verwaltung eine Verwendung geschlechtsneutraler Ansprachen
im Schriftverkehr von Behörden und öffentlichen Einrichtungen.
Thema: FLINTA
Um die Akzeptanz von FLINTA-Menschen zu erhöhen, fordern wir seit dem Jahr 2022 eine gleichberechtigte
und vielfältige Repräsentation von FLINTA-Sichtbarkeiten in den deutschen Medien!
Um eine bessere Aufklärung und Sichtbarkeit für FLINTA zu fördern,
fordern wir den Berliner Senat seit 2022 auf, eine eigenständige Kampagne
zu FLINTA-Personen online als auch offline bis 2024 durchzuführen.
Um ein stärkeres Wachstum von Inklusion und gegenseitigem Verständnis zu erreichen,
fordern wir seit dem Jahr 2022 von FLINTA-Initiativen, Verbänden, Vereinen,
Kollektiven und Veranstaltungen die Einberufung eines regelmäßigen Treffens zum
respektvollen, wertschätzenden und kritischen Austausch miteinander.
Thema: LGBTIQA*-Menschen mit Behinderungen
LGBTIQA*-Menschen können alles sein, auch Menschen mit Behinderungen. Wir
müssen lernen, die Buchstaben LGBTIQA* auch anders zu lesen. L wie leise, G wie
gehbehindert, B wie blind, T wie taub, IQ wie geistig beeinträchtigt, A wie autistisch,
* wie mehrfach behindert. Viele Beeinträchtigungen sind nicht sichtbar: Depression,
Schizophrenie, Reizüberflutung, ADHS, Legasthenie, Tourette, Angst-, Sucht-,
Essstörungen, Asperger, Autismus, Zwangserkrankungen und viele mehr. Wir (das
CSD Forum) möchten hier besonders für Menschen mit chronischen Erkrankungen
und Krisen-/Psychiatrieerfahrungen sensibilisieren. Menschen mit Behinderungen
gehören zu unserer Community. Die selbstbestimmte Teilhabe, das Verwirklichen
der sexuellen Identität und Orientierung und das einvernehmliche Ausleben der
sexuellen Bedürfnisse, ist ein Menschenrecht. Teilhabe ist eine gesellschaftliche,
keine eine gesundheitliche Frage.
Mit dem Projekt „Inklusive LGBTIQA*-Infrastruktur“ erfolgte 2018-2022 eine Beratung
zum Barriereabbau in Berliner LGBTIQA*-Räumlichkeiten und -Angeboten. Queers,
die beHindert werden, tauschten sich in der QueerIn Gruppe aus. Der Aufbau des
Inklusiven Queeren Zentrums bei RuT – Rad und Tat – Offene Initiative Lesbischer
Frauen eV, in Zusammenarbeit mit dem Berliner Behindertenverband, und die Fortsetzung
des LSBTI-Inklusionsfonds sind weitere Schritte in die richtige Richtung.
Wir unterstützen diese Initiativen und Pilotprojekte ausdrücklich.
Die Anstrengungen für eine selbstbestimmte Community müssen sich verstetigen.
Wir fordern, dass die Maßnahmen zur Umsetzung unserer Forderungen inklusiv
gedacht werden. Barrierefreiheit beginnt in den Köpfen. Wir appellieren an die
LGBTIQA*-Community, an Vereine, Initiativen, Kneipen, Cafés und Clubs, dass sie
Pläne entwickeln, wie sie Menschen mit Behinderungen begegnen. Wir müssen
gemeinsam lernen, zuzuhören und unsere Wünsche zu artikulieren. Eine Willkommenskultur
ist nötig und diese Willkommenskultur sollte unaufgefordert gezeigt
werden. Wir fordern von den Bezirken und dem Senat, dass bei Finanzierungen die
Kosten für bauliche Barrierefreiheit, für Hilfsmittel und Unterstützungen dauerhaft
eingepreist werden.
Für eine inklusive Welt, für eine selbstbestimmte Teilhabe.
Thema: Regenbogenfamilien
Ein modernes Familienrecht für Regenbogenfamilien einführen
Regenbogenfamilien sind heute ein selbstverständlicher Teil im bunten Reigen der
Familien – in Berlin und anderswo. Wir wollen, dass auch LGBTIQA* ihren Kinderwunsch,
ihren Traum eines glücklichen Lebens mit Kindern, verwirklichen können.
Selbstbestimmt. Selbstbewusst. Verantwortungsvoll. Alle auf ihre Art und Weise.
Eltern in Regenbogenfamilien sind vielfältig: Sie sind Pflegeeltern, Adoptiveltern,
leibliche Eltern in einer Paar- oder einer Patchwork-Konstellation oder alleinerziehend.
Deshalb verengen wir unseren Blick nicht auf ein bestimmtes Modell einer
Regenbogenfamilie. Vielmehr wollen wir, dass leibliche Eltern und Co-Eltern in ihrem
Familienmodell anerkannt werden. Dass ihre freiwillig gewählte Rolle geschützt wird
vor rechtlicher oder gesellschaftlicher Diskriminierung. Wir kämpfen von ganzem
Herzen darum, dass unsere Kinder glücklich aufwachsen können.
Von Bundesfamilienministerin Lisa Paus fordern wir, ein breites gesellschaftliches
und politisches Umdenken zur Rolle von Müttern* und Vätern* im Rahmen
von Elternschaft, Sorge und Betreuung von Kindern einzuleiten. Niemand, der oder
die Verantwortung für ein Kind übernehmen möchte, darf gegen den eigenen Willen
aus der elterlichen Verantwortung herausgedrängt werden. Familienpolitik muss die
Bedürfnisse unterschiedlicher Modelle von Regenbogenfamilien wertschätzen und
bei allen Maßnahmen konsequent mitdenken.
Von Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann fordern wir, eine umgehende
Änderung und Reform des Familienrechts einzuleiten: Im Abstammungsrecht
muss die UN-Kinderrechtekonvention, nach der jedes Kind das Recht auf Kenntnis
seiner Herkunft und auf Betreuung durch seine leiblichen Eltern hat, grundlegender
Ausgangspunkt der rechtlichen und sozialen Elternschaft sein, von dem nur
einvernehmlich abgewichen werden darf. Zum Schutz von Kindern müssen auch
Heiminseminationen in das Samenspenderregister aufgenommen werden.
Damit auch trans*-Eltern und Eltern mit dem Personenstand “divers” korrekt in die
Geburtsurkunde ihrer Kinder eingetragen werden können, sollen sich Eltern auch
geschlechtsneutral als „Elternteil 1 und Elternteil 2“ eintragen können. Eine diskriminierungssensible
und informierte medizinische Versorgung von queeren Menschen
in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett muss überall gewährleistet sein.
Weiterhin fordern wir eine rechtliche Absicherung von Mehrelternfamilien. Verbindliche
Vereinbarungen zwischen bis zu vier Erwachsenen zu rechtlicher Elternschaft, elterlicher
Sorge, Betreuung und Unterhalt sollen schon vor der Empfängnis ermöglicht
werden. So sollen einvernehmliche Abweichungen vom Grundsatz der rechtlichen
Elternschaft von leiblichen Eltern ermöglicht werden.
Vom Berliner Senat fordern wir weiterhin die finanzielle Unterstützung beziehungsweise
Kostenübernahme bei assistierter Reproduktion, unabhängig von Geschlecht,
Alter, Familienstand sowie Eigen- oder Fremdsamen. Die finanzielle Förderung aus
Bundes- und Landesmitteln einzig für heterosexuelle Paare ist eine Diskriminierung
von Regenbogenfamilien in der selbst proklamierten „Regenbogenhauptstadt”.
Pflegeeltern müssen neben Elternzeit auch Elterngeld erhalten.
Eine geteilte Elternzeit und der Bezug von Elterngeld muss auch in Fällen, in denen
die leiblichen Eltern keinen gemeinsamen Wohnsitz haben, ermöglicht werden.
Dies schützt alle, auch heterosexuelle, Co-Parenting-Modelle. Das Aufwachsen
von Kindern in Doppelresidenzmodellen muss akzeptiert und erleichtert werden.
Standes- und Jugendämter, Pflege- und Adoptionsdienste, Familienberatungsstellen
und Rechtsbeistände sowie Kitas und Schulen müssen für die Vielfalt an Regenbogenfamilien
sensibilisiert und fortgebildet werden.
Thema: Generationen
– Zur Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe älterer, queerer Menschen
fordern wir seit 2022 von allen Bezirks-Bürgermeister*innen,
weitere queere Berliner Begegnungsorte, wie zum Beispiel Stadtteil-
Treffpunkte in allen Bezirken zu schaffen.
– Wir fordern darüber hinaus seit dem Jahr 2022 vom Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen & Jugend die Förderung zur Schaffung von Mehrgenerationenhäuser
für LGBTIQA*-Menschen im gesamtdeutschen Raum.
Thema: Bi+ und nichtmonosexuelle Menschen
„Ich bin bisexuell, weil ich anerkenne, dass ich mich potenziell zu Menschen
mehr als eines Geschlechts hingezogen fühlen kann, sei es sexuell und/oder romantisch.
Nicht unbedingt zum gleichen Zeitpunkt, auf die gleiche Art und Weise
oder in der gleichen Intensität.“ Robyn Ochs, Bi-Aktivistin
Die Bisexuelle Community ist die größte und dennoch unsichtbarste Gruppe innerhalb
der queeren Community. Studien zeigen, dass Bi+ Menschen, zu denen
u.a. bisexuelle, pansexuelle, heteroflexible und homoflexible Menschen gehören,
eine bedeutende Anzahl ausmachen. Dennoch wird Bisexualität nicht als eigenständige
Identität wahrgenommen und stattdessen oft als unentschlossen oder
Phase abgestempelt. Dies führt zu Stigmatisierung und Ablehnung sowohl von der
Mehrheitsgesellschaft als auch von großen Teilen der queeren Community. Die Bi+
Community ist vielfältig und umfasst zahlreiche Gender-Identitäten. Oft werden Bi+
Menschen mit Mehrfachdiskriminierung konfrontiert, wenn verschiedene Formen
der Diskriminierung wie Sexismus, Klassismus, Saneismus, Transfeindlichkeit,
Rassismus mit Bi-Feindlichkeit zusammentreffen.
Wie eine aktuelle Community-Befragung von BiBerlin e.V. mit mehreren hundert
Personen bestätigt, wünscht sich die Bi+ Community mehr Aufklärung, Bildung und
Sichtbarkeit sowohl in der Mehrheitsgesellschaft als auch innerhalb der queeren
Communities. Diskriminierung ist ein wichtiges Thema, das sowohl in queeren Reihen
als auch in der Hetero-Mehrheitsgesellschaft existiert. Es ist von großer Bedeutung,
spezifische Räume und Angebote für Bi+ Menschen zu schaffen, insbesondere für
diejenigen, die von Mehrfachdiskriminierung betroffen sind.
Die Unsichtbarmachung von Bisexualität, internalisierte Bi-Feindlichkeit und monosexuelle
Sichtweisen führen dazu, dass Bi+ Menschen nur teilweise Labels des Bi+
Regenschirms nutzen und sich nur zur Hälfte zu Bi+ Communities zugehörig fühlen.
Es ist an der Zeit, die Bedürfnisse und Herausforderungen der Bi+ Community anzuerkennen
und für mehr Sichtbarkeit, Akzeptanz und Gleichberechtigung einzutreten.
Stereotype/Vorurteile
Wir fordern:
– Ein Ende der automatischen Einordnung männlich gelesener queerer
Menschen als schwul.
– Ein Ende der Übersexualisierung von weiblich gelesenen queeren Menschen.
– Die Anerkennung, dass Bi+ Menschen vielfältige Beziehungsformen und
Sexualitäten leben.
– Ein Verständnis von Bi+, das trans*, inter* und nicht-binäre Menschen
einschließt.
– Die Anerkennung, dass Paare/Menschen nicht ausschließlich monosexuell
sind.
– Eine Sensibilisierung dafür, dass Menschen nicht aufgrund ihrer äußeren
Erscheinung ihrer sexuellen Orientierung zuzuordnen sind.
Bi+ in der Presse und den Medien
Wir fordern:
– Die Nennung des Begriffs Bi+, keine Umschreibungen und
Bekämpfung der Unsichtbarmachung von Bi+ Menschen.
– Eine zahlenmäßig angemessene Repräsentanz von Bi+ Menschen.
– Repräsentation von Bi+ in LGBTIQA* relevanten Artikeln und Berichten:
Sprecht mit uns, anstatt über uns!
– Ein Ende der einseitigen Darstellung und Stigmatisierung von Bi+ Charakteren,
besonders in Film und Fernsehen.
– Ein Ende der Annahme, dass Monosexualität anderen sexuellen Orientierungen
überlegen ist (Monosexismus).
Aufklärung über Bi+ (Bildung und Beratung)
Wir fordern:
– Aufklärung über Bi+ in Schule, Erwachsenenbildung, Gesundheitswesen
und Pflege.
– Die Stärkung der Kompetenz, insbesondere in den Bereichen Psychotherapie
und Gynäkologie.
– Eine Weiterbildung von Beratungseinrichtungen. Beispielsweise über gehäufte
Gewalt gegenüber weiblich gelesenen Bi+ Menschen.
Bi+ Gesundheit
Wir fordern:
– Eine Reduktion von mentaler und psychischer Belastung aufgrund von
Unsichtbarkeit und Ausgrenzung.
– Eine Erleichterung von Outing von männlich gelesenen Bi+ Menschen.
Forschung
Wir fordern:
– Gesonderte Forschung zu Bisexualität in Abgrenzung zur Monosexualität.
– Die Einführung differenzierter Abfragen zu Sexualität (Unterscheidung
zwischen Gefühlen, Verhalten, Selbstidentifizierung), um den tatsächlichen
Anteil von Bi+ Menschen sichtbar zu machen.
Geschichte
Wir fordern:
– Die Aufarbeitung von Bi+ in der Geschichte.
– Eine Anerkennung, dass Bi+ kein „modernes” Phänomen ist: Bi+ Menschen
gab es schon immer, sie wurden nur nie benannt.
– Eine Sichtbarmachung von Lebenswegen und damit verbundener Verfolgung
in verschiedenen Epochen und Kulturen.
Thema: Internationale Solidarität
Städtepartnerschaften als Plattform zivilgesellschaftlichen Austausches
weiterentwickeln
Städtepartnerschaften sollen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen
Austausch generieren und wirken dabei demokratiefördernd. Wir fordern, dass die
Senatskanzlei wie auch die Bezirksämter in ihren Städtepartnerschaften die
Organisationen der LGBTIQA*-Community stärker beteiligen und wahrnehmbar für
die LGBTIQA*-Rechte in den Partnerstädten Stellung beziehen, sofern die dortige
Rechtslage wie auch politische Praxis Zweifel an der Gleichberechtigung queerer
Menschen aufkommen lässt.
Der Berliner CSD e.V. greift in seinen Forderungen insbesondere kommunale
Partnerschaften Berlins auf, wenn dort Organisationen der Berliner Community
besonders aktiv sind.
Polen mit Poniatowa
2022 forderten wir die Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf auf,
ihre Städtepartnerschaft mit Poniatowa in Polen einzufrieren, wenn die polnische
Partnergemeinde ihren Beschluss zur „LGBTIQA*-freien Zone“ nicht zurücknimmt.
2023 können wir festhalten – Poniatowa ist wieder für alle. Der queerfeindliche
Beschluss aus 2019 wurde annulliert. Wir haben Polen verändert, so resümiert
Kazimierz Strzelec, Aktivist beim Lublin Pride. Die Stadt Poniatowa erklärt jetzt, die
Ortspolitik solle fortan die Grundrechte, Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht
aller Menschen schützen.
Über vier Jahre unterstützte insbesondere der LSVD Berlin-Brandenburg die
polnischen Aktivist*innen und drängte das Bezirksamt Berlin Steglitz-Zehlendorf
zu einer klaren Haltung in der Partnerschaft. Die Kritik wurde wahrgenommen und
half auch den polnischen Aktivist*innen bei ihrer Arbeit. Arbeitskontakte zwischen
deutschen und polnischen Aktivist*innen leben heute in Freundschaft weiter. So
verstehen wir internationale Solidarität.
In diesem Sinne fordern wir die Stadt Berlin, vertreten durch den Regierenden
Bürgermeister, die Senatskanzlei und alle Berliner Bezirke, auf, ihre partnerschaftlichen
Beziehungen zu unserem Nachbarland Polen unter Einbeziehung der
queeren Community wie auch der Zivilgesellschaft insgesamt weiter zu vertiefen.
Schließt Partnerschaften, wenn es noch keine gibt.
Ukraine mit Kyiv, Charkiv
Ukraine verteidigen, Ukraine demokratisieren, eine Ukraine für alle!
Seit 24.2.022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen sein südwestliches Nachbarland,
die Ukraine. Russland hat die Ukraine überfallen und verbreitet Leid und Tod.
Es ist auch ein Krieg gegen die sich modernisierende Ukraine, deren zusehends
offenere Gesellschaft nicht zur mittelalterlich anmutenden russischen Staatsdoktrin
passt. Die russische queere Community wurde in den Untergrund gezwungen, viele
Aktivist*innen mussten das Land verlassen. Dass wir in diesem Zusammenhang von
Russland die sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen und den Rückzug seiner
Truppen aus der Ukraine sowie die Rücknahme aller queerfeindlichen Gesetze erwarten,
versteht sich von selbst.Ukrainische Queers leisten ihren Beitrag
In der Ukraine kämpfen queere Soldat*innen in erster Reihe gegen den völkerrechtswidrig
handelnden Eindringling. Sie haben ihre eigene Interessenvertretung ins
Leben gerufen und nehmen aktiv an der gesellschaftlichen Diskussion teil. Queere
Aktivist*innen haben in zahlreichen Orten der Zentral- und Westukraine – unter anderem
mit finanzieller Unterstützung durch das queere Nothilfenetzwerk in Deutschland
– Schutzorte für Menschen, die ausgebombt wurden, in Frontnähe nicht mehr leben
können oder aus den vorläufig besetzten Gebieten fliehen mussten, eingerichtet.
Queere Aktivist*innen leisten mit ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag zur
Sicherung einer freien, demokratischen und selbstverwalteten Ukraine. Ihre Vision
ist eine Ukraine, in der alle queeren Menschen auch in Zukunft ihren Platz haben.
Von besonderer Bedeutung für die queere Community ist eine zeitnahe rechtliche
Absicherung ihrer Lebenspartnerschaften. Das Gesetzgebungsverfahren läuft bereits.
Der Sitzungs- und Arbeitsplan des ukrainischen Parlaments sieht eine abschließende
Beschlussfassung im Dezember 2023 vor.
Zivile Partnerschaft auch für Queers
Natürlich ist auch die Verabschiedung eines Zivilpartnerschaftsgesetzes kein
Selbstläufer, selbst bei der aktuell überwältigenden Zustimmung in der ukrainischen
Bevölkerung. Bedeutende kirchliche Würdenträger und Gremien opponieren dagegen,
Parlamentsabgeordnete werden von Rechtsaußen aufgefordert, gegen das
Gesetzgebungsverfahren zu opponieren. Gerade hier können wir aktive Verbündete
der queeren ukrainischen Community bei der Durchsetzung ihrer Forderungen sein.
Und hier setzen auch unsere Forderungen an.
Wir bitten die ukrainische Botschaft in Berlin, den ukrainischen Entscheidungsträger*
innen die positiven Erfahrungen zum Lebenspartnerschaftsgesetz aus 2001 und
der Ehe für alle aus 2017 zu spiegeln.
Wir bitten die ukrainische Botschaft in Berlin weiter, dazu auch die Verbände der
queeren Zivilgesellschaft Deutschlands im Rahmen eines gemeinsamen Dialogs
zu Rate zu ziehen.
Wir fordern die Stadt Berlin, vertreten durch ihre Senatskanzlei und den
Regierenden Bürgermeister Herrn Kai Wegener sowie die Bezirke
Steglitz-Zehlendorf, vertreten durch Maren Schellenberg, und Charlottenburg-
Wilmersdorf, vertreten durch Kirstin Bauch, auf, ihre Erfahrungen zu Lebenspartnerschaftsgesetz
und Ehe allen ihren ukrainischen Kooperationspartnern – also
der Stadt Kyiv, dem Stadtbezirk Kyiv-Petschersk und der Stadt Charkiv – aktiv zu
spiegeln.
Ukrainische Queers, beispielgebend für alle.
Wir erwarten, dass der Erfolg der queeren Community in der Ukraine zur Nachahmung
auch in anderen Ländern herangezogen werden kann. Die Ukraine ist der
Lackmustest dafür, wie wir Menschen, die nach den Werten von Frieden in Freiheit
leben wollen, in ihrem Kampf unterstützen und sie auf der Straße zum Erfolg begleiten
werden. Slava Ukraini!
Namibia mit Windhuk –sponsored by Namibia Pride, Namibia Equality
Movement sowie Lesben- und Schwulenverband Berlin
Deutschland und Namibia verbindet eine enge gemeinsame Historie, die ihren
krassesten Höhepunkt im Völkermord – organisiert durch das Hohenzollern-Kaiserreich
– findet. Heute unterhalten die Hauptstädte von Namibia und Deutschland,
Windhuk und Berlin, eine Städtepartnerschaft. Beide Städte blicken auf eine gemeinsame
koloniale Vergangenheit zurück. Nicht wenige Menschen aus Namibia
leben in Berlin, eine beachtliche Zahl deutscher Hauptstädter haben sich in Namibia
niedergelassen. Beide Hauptstädte sind verschieden und doch verbunden im Kampf
um Freiheit, Selbstbestimmung und Menschenrecht. Die Städtepartnerschaft Berlin
– Windhuk gilt als eine der lebendigsten. Doch Queers finden dort nicht wirklich statt.
Der Berliner CSD e.V. ist sich der daraus abzuleitenden Verantwortung bewusst.
Vorurteile in Berlin, Kriminalisierung in Namibia
Noch immer erleben Menschen in Deutschland und Berlin aufgrund ihrer Hautfarbe
und Herkunft wie auch geschlechtlichen und sexuellen Identität Diskriminierungen.
In Namibia werden Männer, die mit Männern Sex haben, kriminalisiert, Menschen
aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert. Die Niederlassungsfreiheit
für gleichgeschlechtliche Partner*innen wird vom Staate Namibia verweigert, die
Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften sowie die Anerkennung der
Elternschaft für Kinder gleichgeschlechtlicher Paare wird verwehrt. Miteinander in
einer Familie zusammenlebende Menschen sind vor namibischem Gesetz Fremde.
Dagegen kämpft die namibische LGBTIQA*-Community vor Gericht.
Herr Wegener, Frau Bärbock, Herr Pantisano:
Unterstützen Sie die queere Community in Windhuk!
Der Berliner CSD e.V. fordert den Berliner Senat, vertreten durch den Regierenden
Bürgermeister Herrn Kai Wegener, auf, sich im Rahmen der Städtepartnerschaft
mit Windhuk für die rechtliche Gleichbehandlung queerer Menschen
vor dem namibischen Gesetz einzusetzen. Unsere Forderung aus 2022, das Berliner
Stadtoberhaupt möge sich beim Oberbürgermeister von Windhuk persönlich für die
Abschaffung des aus der Kolonialzeit stammenden Sodomiegesetzes einsetzen,
harrt noch immer der Umsetzung.
Nachdem das Sodomiegesetz durch deutsche Siedler im 19. Jahrhundert nach
Namibia gebracht wurde, erwächst daraus eine besondere Verantwortung, die
namibische queere Community in ihrem Kampf für gleiche Rechte zu unterstützen.
Genau aus diesem Grund fordert der Berliner CSD e.V. das Auswärtige Amt,
konkret Frau Annalena Baerbock, auf, sich für eine diskriminierungsfreie Familien-
und Migrationspolitik der namibischen Behörden im Rahmen der feministischen
Außenpolitik der Bundesregierung zu engagieren. Dies kommt insbesondere auch
deutschen Staatsbürger*innen, die Namibia als ihren ersten Wohnsitz gewählt
haben, zu gute.
Herr Wegener, Herr Pantisano:
Stellen Sie sich der kolonialen Vergangenheit!
Vor dem Hintergrund begangenen Leids fordert der Berliner CSD e.V. vom Berliner
Senat einen engagierten Auftritt in der Aufarbeitung der deutsch-namibischen Kolonialgeschichte
im Rahmen der mit Windhuk vereinbarten Städtepartnerschaft. Dabei
ist der Blick insbesondere auch auf den durch die deutsche Kolonialverwaltung an
den Ovaherero und Nama begangenen Völkermord zu richten, der die namibische
Gesellschaft noch heute über die Maßen bewegt und entrechtet zurücklässt.
Wir fordern ein gesamtstädtisches Erinnerungskonzept, das die Perspektive der
namibischen Zivilgesellschaft reflektiert und auch in der Berliner Öffentlichkeit
wahrnehmbar ist. Wir erwarten weiterhin die Förderung einer Willkommenskultur
in Berlin, zu der auch der Abbau von Vorurteilen gegenüber Menschen vom afrikanischen
Kontinent beinhaltet.
Herr Wegener, Herr Pantisano:
Beteiligen Sie die Zivilgesellschaft, machen Sie Berlin inklusiver.
Der Berliner CSD e.V. appelliert im Sinne einer lebendigen Berliner Zivilgesellschaft
an die Senatskanzlei, Berliner Interessenverbände von Menschen mit namibischem
Hintergrund, wie auch die Organisationen der queeren Community in Berlin und
Windhuk – etwa die Namibia Pride oder das Namibian Equal Rights Movement
– aktiv in die Städtepartnerschaftsarbeit zu integrieren. Nur so lässt sich ein ganzheitlicher
Blick auf die anstehenden Herausforderungen gewinnen und Zukunft
erfolgreich gestalten.
Türkei mit Istanbul
Die Türkei ist ein Land, welches eng mit Deutschland verbunden ist. Gerade in Berlin
leben seit Jahrzehnten viele Menschen, die ihre familiären Ursprünge in der Türkei
haben. Besonders in den letzten Jahren hat es viele vom Staat verfolgte Personen
nach Berlin gezogen, um hier in Sicherheit und Freiheit zu leben, da dies in ihrer
Heimat Türkei nicht mehr gegeben ist.
Die Politik in der Türkei ist rückwärtsgewandt. Bereits errungene Fortschritte werden
abgeschafft und die Forderungen der Bevölkerung nach Offenheit und Freiheit
werden ignoriert.
Expert*innen beklagen die mangelnde Rechtsstaatlichkeit in der Türkei. Die türkischen
Gerichte setzen die Urteile des EGMR nicht um. Der Präsident und andere
hochrangige Regierungsmitglieder behaupteten fälschlicherweise, dass derartige
Entscheidungen für die Türkei nicht bindend seien.
Nach wie vor müssen Menschenrechtsverteidiger*innen, Journalist*innen, Oppositionspolitiker*
innen und andere Personen mit unbegründeten Ermittlungen, strafrechtlicher
Verfolgung und Schuldsprüchen rechnen. Das Parlament führte in der
Vergangenheit drakonische Änderungen an bestehenden Gesetzen ein, die das
Recht auf freie Meinungsäußerung weiter einschränken. In mehreren Provinzen
inhaftierte die Polizei unter Einsatz von rechtswidriger Gewalt Hunderte Teilnehmer*
innen verbotener Pride-Märsche. Das Recht auf friedliche Versammlung ist
weiterhin stark eingeschränkt. Der Staatsrat, das oberste Verwaltungsgericht der
Türkei, lehnte es ab, den 2021 getroffenen Beschluss des Präsidenten, aus der
Istanbul-Konvention auszutreten, aufzuheben.
Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*- und Intergeschlechtlichen
(LGBTIQA*)Politiker*innen und Regierungsbedienstete halten regelmäßig
Hassreden gegen lesbische, schwule, bisexuelle, trans*- und intergeschlechtliche
Menschen und starteten Verleumdungskampagnen gegen sie. Diskriminierung,
Einschüchterung und Gewalt sind besonders in der Zeit der Pride-Paraden zu
beobachten, in der die Polizei friedliche Veranstaltungen gewaltsam aufzulösen
versucht und zahlreiche Teilnehmer*innen festnimmt.
Pride-Märsche wurden weiterhin rechtswidrig eingeschränkt. Organisationen, die
sich für die Rechte von LGBTIQA* einsetzen, dokumentierten während des Veranstaltungszeitraums
2022 das Verbot von insgesamt zehn Pride-Veranstaltungen
im ganzen Land und mehr als 530 Festnahmen – mehr als die Gesamtzahl aller
Festnahmen seit dem ersten Verbot der Istanbul Pride im Jahr 2015.
Im September 2022 unterstützte die türkische Rundfunkaufsichtsbehörde RTÜK einen
Werbespot, in dem LGBTIQA* als „Virus“ bezeichnet und beschuldigt wurden, die
„Zerrüttung von Familien“ zu verursachen. Der Beitrag warb für eine Demonstration
gegen die Rechte von LGBTIQA* in Istanbul.
Wir fordern den Regierenden Bürgermeister von Berlin Kai Wegner auf, die
Städtepartnerschaft der Stadt Berlin zu Istanbul aktiv zu nutzen, um klar darauf
hinzuweisen, dass Berlin als selbsterklärte „Rainbow City“ die zunehmende Verfolgung
von LGBTIQA*-Personen in der Türkei wahrnimmt und verurteilt. Hier soll
auch die fruchtbare Zusammenarbeit der Bezirke Kreuzberg-Friedrichshain zum
Istanbuler Bezirk Kadiköy, sowie dem Bezirk Mitte zum Istanbuler Bezirk Beyoglu
genutzt werden.
Femizide
Expert*innen kritisieren den Ausstieg der Türkei aus der sogenannten „Istanbul
Konvention“, die Frauen etwa vor häuslicher Gewalt schützt. Staatspräsident
Recep Tayyip Erdogan hatte den Rückzug aus der Vereinbarung im März 2021
beschlossen. Mit der internationalen Einigung hatten sich die Unterzeichner dazu
verpflichtet, Frauen durch Gesetze vor Gewalt zu schützen und gegen Gewalttaten
vorzugehen. Männer töteten in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 laut
offiziellen Regierungsstatistiken mindestens 225 Frauen bei Femiziden, obwohl
andere Berichte von weitaus höheren Zahlen ausgehen.
Im Juli 2022 lehnte der Staatsrat, das höchste Verwaltungsgericht der Türkei, die
Anträge von Dutzenden von Frauenorganisationen, Anwaltsverbänden und anderen
ab, den Beschluss des Präsidenten aus dem Jahr 2021 über den Austritt für nichtig
zu erklären. Mit dieser Entscheidung wurde der einseitige Austritt aus diesem Vertrag
faktisch abgesegnet.
Wir fordern den Regierenden Bürgermeister von Berlin Kai Wegner auf, die
Städtepartnerschaft der Stadt Berlin zu Istanbul aktiv zu nutzen, um im Namen der
Berliner Bürger*innen ein klares Statement zu überbringen, dass Frauenrechte
Menschenrechte sind und die jährlich steigenden Zahlen der Femizide in der Türkei
durch fehlendes politisches Handeln verursacht sind. Eine klare Erwartungshaltung,
dass die Türkei zeitnah zu der „Istanbul Konvention“ zurückkehrt, soll vehement
und wiederholt kommuniziert werden.
Up-to-date Englische Version:
Am 26. Mai 2023 unterzeichnete der Präsident von Uganda das Anti-Homosexualitätsgesetz.
Am 30. Mai trat das Gesetz in Kraft, nachdem es im ugandischen
Amtsblatt veröffentlicht worden war.
Das „Anti-Homosexualitätsgesetz“ in Uganda sieht für Homosexualität bis zu lebenslanger
Haft und sogar die Todesstrafe vor. Neben anderen Verstößen sieht
das Gesetz für Minderjährige bis zu drei Jahre Gefängnis vor.
Wir appellieren daher an die deutsche Bundesregierung, uns dringend zu unterstützen.
Wir fordern Sie auf:
– Nutzen Sie alle diplomatischen Möglichkeiten, einschließlich gezielter Sanktionen,
um Präsident Yoweri Museveni davon zu überzeugen, das Gesetz aufzuheben.
– Zu den Sanktionen sollte auch gehören, dass alle Finanzhilfen für die ugandische
Armee, Polizei und andere Sicherheitsbehörden gestoppt werden.
– Arbeiten Sie mit anderen EU-Ländern zusammen, um die Schengen-Visa der
Parlamentspräsident*innen und -abgeordneten, die dieses drakonische Gesetz
vorangetrieben und unterstützt haben, einschließlich ihrer unmittelbaren Familienangehörigen,
zu verbieten und aufzuheben.
– Das Einfrieren der finanziellen Vermögenswerte dieser Abgeordneten innerhalb
der europäischen Grenzen sollte in Betracht gezogen werden.
– Initiieren Sie eine offizielle Verurteilung des Gesetzes in internationalen Gremien
wie dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen und anderen EU-Gremien.
– Unterstützen Sie LGBTIQA*-Personen und Menschenrechtsorganisationen in
Uganda, damit sie ihre Arbeit in Notsituationen aufrechterhalten und ausweiten
können.
– Organisieren und finanzieren Sue sichere Fluchtwege für alle LGBTIQA*-Menschen,
die Uganda auf der Suche nach Sicherheit verlassen wollen.
– Die 200 humanitären Visa für Menschenrechtsaktivist*innen und -verteidiger*innen
an vorderster Front, deren Leben stark gefährdet ist, sollten Vorrang haben. Die
deutsche Regierung sollte auch Gespräche mit anderen westlichen Regierungen
anführen, um LGBTIQA*-Flüchtende aufzunehmen.
– Niemand sollte wegen seiner Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung
verfolgt oder bestraft werden.
Kultur
Kultur sollte im Allgemeinen höhere Wertschätzung erhalten. Wir fordern seit dem
Jahre 2022 von den Veranstaltenden der Stadt eine faire und wertschätzende
Bezahlung, die an den Einnahmen des Events bemessen werden. Queere Kultur
und ihre Kunstschaffenden benötigen diesen Support und eine höhere Wertschätzung
der Gesellschaft im Allgemeinen.
Die Ballroom Szene ist ein höchst politischer Bestandteil der LGBTIQA*-Community.
Vorrangig BI*POC- und trans*-Menschen haben einen historischen Background
in der Schaffung unserer aktuellen Rechte. Wir fordern daher seit 2022, dass sich
alle Teile einer pluralen Gesellschaft mit dieser Community auseinandersetzen und
besonders die Regeln beim Besuch von Events der Ballroom Szene eingehalten
und akzeptiert werden.
Thema: Glaube und Spiritualität
Jeder Mensch ist frei in seiner Sexualität und Glaubensfrage. Diese vom Grundgesetz
geschützte Grundlage muss gestärkt werden. Deshalb fordern wir seit 2022
die Gesellschaftsschichten auf, diese freie Wahl bei jedem Menschen nicht in Frage
zu stellen.
Um dem beispiellosen Vorbild der „Out in Church”-Bewegung zu folgen, schließen
wir uns der Forderung an, dass LGBTIQA*-Personen in der Kirche ohne
Angst offen leben und arbeiten können sollten. LGBTIQA*-Personen müssen
einen diskriminierungsfreien Zugang zu allen Handlungs- und Berufsfeldern
in der Kirche erhalten. Das kirchliche Arbeitsrecht muss geändert werden.
Thema Gesundheit:
Um unabdingbare Zugehörigkeit zu erreichen, fordern wir seit dem Jahr 2022 auch
innerhalb unserer Communitys eine Sensibilisierung gegen jede Form der Ausgrenzung,
Stigmatisierung und Diskriminierung gegenüber allen Menschen mit Behinderung
und Menschen mit chronischen Krankheiten. Die Akteur*innen queerer Institutionen
und queerer Spaces werden aufgefordert, sich aktiv für die Verbesserung der Teilhabe
von Menschen mit körperlichen und seelischen Einschränkungen einzusetzen
und sich entschlossen gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Stigmatisierung zu
stellen. Wir fordern alle queeren Dating-Plattformen auf, regelmäßige und proaktive
Kampagnen gegen Diskriminierung, Stigmatisierung und plakative Ausgrenzung
zu initiieren. Die Plattformen müssen sich der Verantwortung für die Auswirkungen
ihrer Nutzung auf die psychische Gesundheit von Nutzer*innen bewusstwerden und
Verstöße stärker ahnden. #Inclusionissexy
Zur Verbesserung der sexuellen Gesundheit von LGBTIQA*-Menschen, verlangen
wir seit 2022 wertungsfreie, wertschätzende Beratungsangebote vom BvDU e.V.
(Berufsverband der Deutschen Urologen e.V.) und von der DGGG e.V. (Deutsche
Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.) sowie der DGE (Deutschen
Gesellschaft für Endokrinologie). Zu sexueller Gesundheit gehört Inanspruchnahme
von Testangeboten und Beratungen zu sexuell übertragbaren Krankheiten – in
Berlin wie bundesweit. Die WHO hat dazu folgende Definition abgegeben: „Sexuelle
Gesundheit ist untrennbar mit Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden
und Lebensqualität verbunden. Sie ist ein Zustand des körperlichen, emotionalen,
mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität und nicht nur
das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen.” Des Weiteren
fordern wir: Wer Geschlechterspezifische Medizin praktiziert, sollte als Teil der
fachärztlichen Qualifikation curriculär verankerte Fortbildungen UND sexualmedizinische
Zusatzqualifikationen zu Geschlechtervariationen, sexueller Vielfalt und
Geschlechtsidentität belegen. #gendercare
Um dringend notwendige Entwicklungen einer ganzheitlichen medizinischen, psychosozialen
und psychotherapeutischen Versorgung von LGBTIQA* sicherzustellen,
fordern wir seit 2022 das Bundesministerium für Gesundheit, die medizinischen
Hochschulen, die Bundesärztekammer und die Landesärztekammern sowie die
Bundes- und Länderpsychotherapeutenkammern bundesweit die Berücksichtigung
queerer Lebensrealitäten und eine entsprechende Sensibilisierung aller Akteur*innen des
Gesundheitssystems zu gewährleisten. Wir fordern ein Diversity/Equity/Inklusion-Konzept
in die medizinische Ausbildung von Heilberufen zu integrieren. #gearupforqueerhealth
Der Ist-Zustand auf Bundesebene ist ungenügend und selbst Berlin bietet weniger
als zehn wegweisende Leuchtturmprojekte. Wir fordern vom Senat der selbsternannten
Regenbogenhauptstadt Berlin kontinuierliche (!) finanzielle Förderung
von Leuchtturmprojekten (wie Checkpoint BLN, Schwulenberatung) als essenzielle
Infrastrukturen für gesundheitliches Wohlbefinden von LGBTIQA*-Menschen.
Wir begrüßen die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePa) und das darin
beschlossene weitreichende Selbstbestimmungsrecht der Datenspeicherung und
Weitergabe. Grade im Hinblick auf LGBTIQA*-Gesundheitsfragen können so sensible
Daten geschützt werden. Wir fordern von den Versicherungen umfassende Aufklärung
über die Möglichkeiten des Verzichts auf Datenweitergabe an behandelnde
Ärzt*nnen, die umfassen sollten:
o Aufklärung über die Möglichkeit von Patient*innen die Zugriffsfreigabe
von Dokumenten und Diagnosen sowohl zeitlich
als auch inhaltlich begrenzen zu können.
o Implementierung der Möglichkeit (und Aufklärung darüber),
dass Patient*innen den Zugriff auf Informationen, die von
Ärzt*innen und weiteren Leistungserbringenden zur Verfügung
gestellt wurden, über das Einführungsjahr 2021 hinaus
beschränken zu können.
o Aufklärung über die Möglichkeit von Versicherten selbst hochgeladene
Dokumente vom Zugriff auszunehmen.
Patient*innen sollten selbstbestimmt entscheiden dürfen, welche „Diagnosen” an
welcher Stelle offenbart werden, um Ängsten vor Zwangsoutings, Diskriminierung
und Ausgrenzung vorzubeugen. #knowyourrights
Thema: HIV/AIDS:
Das Land Berlin will Aids bis zum Jahr 2030 beenden. Wer seinen HIV-Status
kennt, kann eine entdeckte HIV-Infektion frühzeitig behandeln und dadurch den
Ausbruch des Krankheitsstadiums Aids verhindern. Leider werden immer noch zu
viele Menschen mit HIV zu spät diagnostiziert, mit entsprechenden gesundheitlichen
Spätfolgen und psychischem Leid. Darüber hinaus erhöht eine späte Diagnose die
Wahrscheinlichkeit, dass andere Menschen sich infizieren. Wir wollen Menschen
ermutigen und erreichen, dass ihnen ermöglicht wird, sich regelmäßig und frühzeitig
auf HIV testen zu lassen, um die Spätfolgen von Aids zu mindern.
Seit dem Jahr 2022 fordern wir gezielte Präventionskampagnen zum Ausgleich des
Aufklärungsdefizits der Generation Z, die durch die COVID-19 bedingten Unterrichtsausfälle
als eine sexuell schlecht aufgeklärte Generation dasteht #sexeducation
#safersex3.0
Seit dem Jahr 2022 fordern wir eine zielgruppenspezifische Testkampagne, um
besonders gefährdeten Menschen barrierefreie Testangebote zu ermöglichen.
Gesundheitliche Checkups sowie HIV-Medikamente verhindern schwerwiegende
Erkrankungen sowie die Weitergabe des Virus. Dieses Wissen hilft wesentlich,
Vorurteile und Ängste gegenüber Menschen mit HIV abzubauen sowie selbst aktiv
Prävention zu betreiben. Unbehandelte Menschen ohne Krankenversicherung und
medizinische Absicherung im Krankheitsfall erkranken häufig schwer.
Seit dem Jahr 2022 fordern wir die fortlaufende, bundesweite Verbreitung des
Wissens um #N=N (nicht nachweisbar = nicht übertragbar), #U=U (undetectable
= untransmittable), #SchutzdurchTherapie, #TasP (treatment as prevention) und
aktuelle Behandlungsmöglichkeiten vor HIV.
Seit dem Jahr 2022 fordern wir #PrEP: Eine breite Aufklärungskampagne für Menschen
mit wechselnden Sexualpartner*innen, um diese Präventionsmöglichkeit
bekannt zu machen. HIV-negative Menschen können sich mit der medikamentösen
Prä-Expositionsprophylaxe vor einer Infektion schützen. Das Wissen um PrEP als
Safer-Sex-Option trägt auch zum Abbau des HIV-Aids-Stigmas bei.
Seit dem Jahr 2022 fordern wir:
– Dauerhafte Zugänge zu Medikamenten inklusive PrEP und PEP für
Menschen ohne Krankenversicherung oder Papiere und Geflüchtete
aus Drittstaaten ohne Asylstatus oder Bleiberecht, wie sie beispielsweise
von der Berliner Aids-Hilfe e.V. und anderen NGO geleistet
werden bzw. die Förderung gemeinnütziger Organisationen, die dies
gewährleisten.
– Den vereinfachten und ausgebauten Zugang zu Screenings auf sexuell
übertragbare Infektionen; auch ohne Symptome für All Gender! Die
bestehenden Sexual Health Center wie der Checkpoint BLN und auch
das S.A.M Health Projekt der Deutschen Aidshilfe sowie „Community
based voluntary counselling and testing“-Angebote und Heimtestmöglichkeiten
sollten dementsprechend gestärkt und ausgebaut
werden – in Berlin sowie auf Bundesebene.
– Wir fordern von Gesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach
eine nachhaltige, langfristige Lösung des Zugangs zur PrEP über das
Jahr 2023 hinaus.
Aktuelle Forschung zeigt, dass HIV-positive Menschen besonders in den Bereichen
der medizinischen Versorgung sowie in intimen Beziehungen Ablehnung und Diskriminierung
erfahren. Behandlungsbedürftige Patient*innen werden nicht selten in
Krankenhäusern und Praxen von mangelhaft geschultem Personal diskriminiert und
in ihren Patient*innenrechten verletzt, wie z.B. durch Markierung der Krankenakte,
unangebrachte Fragen oder das Tragen doppelter Handschuhe. Diese vermeidbare
Diskriminierung ist untragbar und beeinträchtigt die psychosoziale Gesundheit von
Menschen mit HIV. Um eine empathische, zugewandte und angemessene medizinische
Versorgung von Menschen mit HIV zu gewährleisten, fordern wir:
– Seit dem Jahr 2022 eine verbindliche Aufklärung zu HIV und Aids in
der Pflegeausbildung und im Medizinstudium sowie kontinuierliche
Aufklärung in Pflegeeinrichtungen, ärztlichen Praxen und Kliniken
von Seiten der Träger*innen und der Ärztekammern.
– Seit dem Jahr 2022 die Weiterführung und Unterstützung von
Projekten sowie Akteur*innen, die HIV-positive Menschen mit Diskriminierungserfahrung
bestärken. #empowerment
HIV ist heute eine behandelbare, chronische Erkrankung. Darum fordern wir:
– Von der Senatorin für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration,
Vielfalt und Antidiskriminierung Cansel Kiziltepe und der Senatorin
für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege Ina Czyborra, die Abschaffung
von Einstellungstests mit HIV-Bezug wie bei der Berliner Polizei
oder Feuerwehr bzw. im Gesundheitssektor. Niemand darf mehr auf
Grund einer HIV-Infektion Nachteile im Berufsleben erleiden.
– Von der Senatsvorsitzenden für Inneres und Sport Iris Spranger
die sofortige Abschaffung des Merkmals “ANST” und Löschung der
Datensätze in den Polizeidatenbanken.
IRAN
Wir fordern die Bundesregierung auf, dem Iran mit aller Macht und Möglichkeit
entgegenzutreten und Todesurteile, unter anderem gegen queere Menschen, zu
verhindern. Die Bundesregierung stellt sich nicht ausreichend und mit allen Mitteln
gegen diese Menschenverachtung. Wir fordern Sanktionen gegen den Iran und die
Einhaltung fairer Verfahren für inhaftierte Demonstrant*innen. Women. Life. Freedom.
Wir fordern die Mitglieder des deutschen Bundestags auf, Patenschaften für
politische Gefangene zu übernehmen und die mutige Revolution der Menschen für
einen demokratischen Iran sichtbar zu machen.
Wir fordern die deutschen Medienhäuser auf, mehr Aufklärung, Hintergrundberichte
und generelle Sichtbarkeit für tausende, starke Iranerinnen zu schaffen. Als vierte
Gewalt tragen Medien einen erheblichen Teil dazu bei, Missstände aufzudecken.
Impressum: Berliner CSD e.V.
Fuggerstraße 7, 10777 Berlin
Danksagung:
Berliner CSD e.V., Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg,
Namibia Equality Rights Movement, Namibia Pride, Jens Petersen
(Berliner Aids-Hilfe e.V.), Benedict Breen (Facharzt für Anästhesiologie)
Daniel Sommer (psychologischer Psychotherapeut) Stephan (Ariel)
Krämer (Qualified Person, Arzt), Yasmine Werder, Uwe Marlaine (Triq-
TransInterQueer e.V.), Rebecca (DGTI e.V.), Annika (Hertha-Junxx e.V.,
QFF), Loki (von lasstenbyssein), Steffen Pohl, LSVD Berlin Brandenburg,
Ron Paustian, Matthias Groß, Frank Böke, Markus Löw, Bernd Fischer,
Nora Huck, Patrick Ehrhardt, Nico Garms / Uff, BiBerlin e.V., Bi*licious,
Juliane Handschuh