CSD für alle! BVG macht die Demo inklusiver
Berliner CSD e.V. und BVG schließen mehrjährige Partnerschaft, um queeren Menschen mit Mobilitätseinschränkungen die Teilnahme am Umzug zu ermöglichen
Zu alt für den CSD? Zu krank? Zu eingeschränkt? Die Antwort auf diese Fragen, soll ein lautes NEIN werden. Darauf haben sich der Trägerverein des Berlin Pride, der Berliner CSD e.V., und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) jetzt verständigt., Sie schließen dafür eine zunächst dreijährige Kooperation im Rahmen einer Teilhabe-, Inklusions- und Mobilitätspartnerschaft. Der Fokus beider Akteur:innen liegt auf der Teilhabe von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Mobilitätseinschränkungen und auch Behinderungen am Berliner CSD.
„In der heutigen Gesellschaft ist es unerlässlich, die Bedürfnisse und Erfahrungen von Menschen jeden Alters anzuerkennen und anzugehen. Während Diskussionen über LGBTQ+ Themen oft den Fokus auf junge Menschen legen, ist es gleichermaßen wichtig, die Herausforderungen und Anliegen älterer queeren Menschen in den Vordergrund zu rücken. Daher legen wir 2024 mit “Queers im Alter” einen besonderen Fokus auf dieses Thema. Um inklusiver zu sein, wollen wir für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ein weiteres Angebot schaffen“ Mara Geri, Vorstandsperson des Berliner CSD e.V.
Ältere queere Menschen stehen vor einzigartigen Hindernissen und Barrieren, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen können und die sich von denen heterosexueller oder cisgender Personen unterscheiden können. Daher ist es dem Berliner CSD e.V. wichtig, auch jene Mitglieder der Community sowie natürlich ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen zu berücksichtigen. Zu ihren Herausforderungen gehören unter anderem auch Diskriminierung und Vorurteile in Pflege- und Betreuungseinrichtungen, soziale Isolation, fehlende Unterstützungssysteme sowie spezifische Gesundheitsprobleme wie HIV/AIDS und psychische Gesundheit. Es geht auch um die Teilhabe jener an einer der größten Menschenrechtsdemonstrationen und auch Feierlichkeiten der Stadt und Republik.
In Deutschland leben 9,6 Millionen Menschen mit Behinderungen, was mehr als 11,7 % der Bevölkerung entspricht. Nur 3,3 % der Menschen mit Behinderungen sind von Geburt an betroffen. Das Risiko, eine Behinderung zu entwickeln, steigt mit dem Alter signifikant. Fast die Hälfte (46 %) der schwerbehinderten Personen ist zwischen 55 und 75 Jahren alt. Diese Vielfalt schließt auch LSBTIQIA+ Personen ein.“, sagt Stella Bailleux (Spoon), Vorständin des Berliner CSD e.V. „Daher freue ich mich persönlich enorm, dass wir mit der BVG eine lokale und großartige Berliner Partnerin für diesen wichtigen und weiteren Schritt zur Teilhabe älterer Menschen und Menschen mit Behinderung gewonnen haben.“, fügt Stella hinzu.
Die Kooperation mit der BVG beinhaltet, dass ein unternehmenseigener Bus, Bestandteil des Demozuges wird. Der Bus ist über eine Rampe zugänglich und soll als Fahrmöglichkeit, Rückzugs- und Ruheort für alle Menschen dienen, die beim CSD dabei sein wollen, aber keine stundenlange Route zu Fuß bewältigen können. Eine inklusive Gesellschaft, die Community und der Berliner CSD können mit dieser vorerst limitierten Möglichkeit die Bedürfnisse älterer, queerer Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen nicht nur allgemein, sondern auch gezielter berücksichtigen.
„Unser BVG-Bus wird für die nächsten Jahre ein fester Bestandteil des Berliner CSD sein und ein Angebot zur Teilhabe während des Demo-Zugs bieten. Damit setzen wir gemeinsam ein Zeichen für Inklusion und Diversität. Und ausnahmsweise freuen wir uns am CSD-Wochenende mal über einen Bus, der nur mit Schrittgeschwindigkeit vorankommt.“ Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)
Weiterführend ist dem Verein auch wichtig zu erwähnen, sich gegen Diskriminierung und Vorurteile einzusetzen und soziale Netzwerke sichtbar zu machen, die es älteren queeren Menschen ermöglichen, sich zu verbinden und gesehen zu fühlen.
„Glücklicherweise gab es in den letzten Jahren durch wichtige Berliner Einrichtungen und Vereine wie die Schwulenberatung, RuT e.V. und andere Projekte eine positive Entwicklung. Diese Projekte müssen langfristig und ausreichend nicht nur gefördert und finanziert, sondern auch weiter ausgebaut und gesichert werden.“ sagt Mara Geri, Vorstand des Berliner CSD e.V.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Geschichten und Erfahrungen älterer queerer Menschen zu würdigen und zu feiern, um ihr Erbe innerhalb der LGBTQ+ Community und darüber hinaus zu bewahren. Die Anerkennung ihrer Beiträge und die Integration ihrer Stimmen in die LGBTQ+ Bewegung sind entscheidend, um eine vielfältige und inklusive Gesellschaft zu schaffen, die die Rechte und Würde aller Menschen respektiert. Im Rahmen des 3. Berlin Pride Month wird der Berliner CSD in diesem Jahr erneut übergeordnete Themen der Community und der Gesellschaft in den Mittelpunkt stellen. Eines dieser Themen, „Queers im Alter“, soll durch diese neue Art von Kooperation in den Fokus rücken und weiterentwickelt werden.
Weitere Schritte und Maßnahmen für den Abbau von Barrieren beim Berliner CSD 2024
– 2 Partner-Tribünen an der Demostrecke (Potsdamer Platz) und Hauptbühne der Abschlusskundgebung für Menschen mit Behinderungen und Mobilitätseinschränkungen
– Gebärdendolmetscher:innen auf der Hauptbühne in Zusammenarbeit mit unserem Partner Mercedes Benz
– Verpflichtende Vorgabe für alle Truckanmelder:innen, mindestens 2 Gäste Ihrer Fahrzeuge für Menschen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen zur Verfügung zu stellen
– Aufstockung und Verbesserung des Hygienesystems der Abschlusskundgebung
– Guide für nahegelegene Behindertentoiletten entlang der Demostrecke des CSD
– Inklusionsansprechperson ab Sommer
– Aufbau einer Stabsstelle für Inklusion und Teilhabe im Berliner CSD e.V. ab Q3/4