21. Juni 2023

Solidarität im Fokus: CSD Berlin Pride unterstützt Sofia Pride und andere LGBTQIA+ Pride-Veranstaltungen in Osteuropa

Am vergangenen Wochenende hatten wir als Vertreter des CSD Berlin Pride das Privileg, am lebendigen und inspirierenden Sofia Pride inmitten Bulgariens teilzunehmen. Die Veranstaltung hat nicht nur die Widerstandsfähigkeit und den Mut der örtlichen LGBTQIA+-Gemeinschaft hervorgehoben, sondern auch auf die Herausforderungen hingewiesen, mit denen LGBTQIA+-Personen in Osteuropa konfrontiert sind. Als inklusive Bewegung sind wir fest davon überzeugt, dass es wichtig ist, Pride-Veranstaltungen wie den Sofia Pride zu unterstützen und sich für LGBTQIA+-Rechte in allen Ländern, einschließlich Bulgarien, einzusetzen.
 
Die Situation von LGBTQIA+ in Bulgarien: Bulgarien, wie viele osteuropäische Länder, steht vor erheblichen Herausforderungen in Bezug auf LGBTQIA+-Rechte und -Akzeptanz. Es ist entscheidend, diese Probleme ins Licht zu rücken, um das Verständnis zu fördern und Veränderungen anzustoßen. Hier sind einige wichtige Daten, die die Herausforderungen der LGBTQIA+-Gemeinschaft in Bulgarien verdeutlichen:
 
  1. Rechtlicher Rahmen: Bulgarien hat in Bezug auf LGBTQIA+-Rechte Fortschritte gemacht, indem Homosexualität im Jahr 1968 entkriminalisiert und gleichgeschlechtliche Beziehungen im Jahr 2003 legalisiert wurden. Dennoch fehlen umfassende antidiskriminierende Gesetze zum Schutz von LGBTQIA+-Personen im Land.
     
  2. Ehegleichheit: Gleichgeschlechtliche Ehen werden in Bulgarien nicht rechtlich anerkannt. Bemühungen, die Ehegleichheit einzuführen, stoßen auf entschiedenen Widerstand, was die Rechte und Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren behindert.
     
  3. Transgender-Rechte: Transgender-Rechte und -Anerkennung sind in Bulgarien eingeschränkt. Die rechtliche Anerkennung der Geschlechtsidentität ist nur durch Gerichtsverfahren möglich, die invasiv und langwierig sein können und somit erhebliche Hürden für Personen darstellen, die geschlechtsaffirmierende Maßnahmen anstreben.
     
  4. Hassverbrechen und Diskriminierung: Berichte über Hassverbrechen und Diskriminierung gegen LGBTQIA+-Personen sind in Bulgarien nach wie vor weit verbreitet. Homo- und transphobe Gewalt bleibt häufig ungeahndet, was zu einer Atmosphäre der Angst und Marginalisierung führt.
     
  5. Gesellschaftliche Einstellungen: Die öffentliche Meinung zu LGBTQIA+-Rechten in Bulgarien ist gespalten. Konservative Einstellungen, befeuert von religiösen und kulturellen Faktoren, tragen zu einer mangelnden Akzeptanz und Verständnis bei.
     
Bedeutung der Unterstützung des Sofia Pride und anderer Pride-Veranstaltungen in Osteuropa: Die Unterstützung von Pride-Veranstaltungen wie dem Sofia Pride und anderen Pride-Bewegungen in Osteuropa ist von großer Bedeutung. Hier ist, warum:
 
Sofia Pride: Ein Leuchtfeuer der Sichtbarkeit und Einheit: Der Sofia Pride wird seit 2008 jährlich abgehalten und erhält kontinuierlich wachsende Unterstützung: von hundert Teilnehmenden bei der ersten Veranstaltung bis zu fast 15.000 im Jahr 2022. Damit ist er die größte Menschenrechtsveranstaltung in Bulgarien und ein Schlüssel zur LGBTQIA+-Sichtbarkeit. Dem Sofia Pride sind mehrere informative Kampagnen zugeordnet, sowie eine Reihe von Online- oder Live-Kultur- und Sportveranstaltungen im Rahmen des Sofia Pride Arts, des Sofia Pride Film Fest und des Sofia Pride Sports. Diese Veranstaltungen bieten eine Plattform für künstlerischen Ausdruck und zeigen die vielfältige Begabung der LGBTQIA+-Gemeinschaft in Bulgarien.
 
Rechtliche Herausforderungen und Menschenrechtsarbeit: Bulgarien gehört zu den wenigen Ländern der Europäischen Union, die keine rechtliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Familien, keinen rechtlichen Rahmen für die Anerkennung der sexuellen Orientierung als Grund für strafrechtliche Verschärfungen und keine rechtliche Geschlechtsanerkennung bieten. Dies schafft nicht nur viele Barrieren für die LGBTQIA+-Gemeinschaft, sondern hat auch zu mehreren vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und dem Gerichtshof der Europäischen Union verhandelten oder noch anhängigen Fällen geführt. Der Sofia Pride dient als Plattform für Menschenrechtskonferenzen, bei denen Aktivist:innen, Expert:innen und Gemeindemitglieder zusammenkommen, um wichtige Themen zu diskutieren, Wissen auszutauschen und Strategien zur Förderung von LGBTQIA+-Rechten zu entwickeln.
 
Pride Village und Politischer Marsch: Am 17. Tag erreichte der Sofia Pride seinen Höhepunkt mit einem lebendigen Pride Village und einem kraftvollen politischen Marsch. Das Pride Village bot einen lebhaften und inklusiven Raum für die LGBTQIA+-Gemeinschaft und Verbündete, um zusammenzukommen, die Vielfalt zu feiern und sich an Bildungsaktivitäten und Aufführungen zu beteiligen. Der politische Marsch, ein Eckpfeiler des Sofia Pride, brachte tausende Menschen zusammen, die gemeinsam durch die Straßen von Sofia marschierten, vereint in ihrer Forderung nach Gleichberechtigung und Anerkennung von LGBTQIA+-Rechten. Diese Veranstaltungen ergänzen den Pride-Umzug und bieten Möglichkeiten für Dialog, Bildung und Gemeinschaftsbildung.
 
Unterstützung der osteuropäischen Pride-Bewegungen: Die Unterstützung von Pride-Veranstaltungen in Osteuropa ist von entscheidender Bedeutung im fortwährenden Kampf um LGBTQIA+-Rechte. Durch Teilnahme und Solidarität tragen wir zum Aufbau von Dynamik für Veränderungen bei, erhöhen das Bewusstsein für die Herausforderungen, denen die LGBTQIA+-Gemeinschaft in Bulgarien gegenübersteht, und helfen dabei, eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Gemeinsam wollen wir uns weiterhin für rechtliche Reformen einsetzen, Diskriminierung bekämpfen und die Widerstandsfähigkeit von LGBTQIA+-Personen in ihrem Streben nach Gleichberechtigung und Akzeptanz unterstützen.
 
Fazit: Als CSD Berlin Pride stehen wir in Einheit mit dem Sofia Pride und anderen Pride-Bewegungen in Osteuropa. Wir erkennen die Herausforderungen an, denen die LGBTQIA+-Gemeinschaft in Bulgarien und darüber hinaus gegenübersteht. Der Sofia Pride ist ein kraftvolles Symbol für Sichtbarkeit, Einheit und Menschenrechtsarbeit. Indem wir Veranstaltungen wie den Sofia Pride unterstützen, am Pride Village teilnehmen, an der Menschenrechtskonferenz teilnehmen und am politischen Marsch teilhaben, zeigen wir unser Engagement für die Schaffung einer inklusiveren und akzeptierenden Gesellschaft, in der alle Menschen mit Würde und ohne Diskriminierung leben können. Lasst uns weiterhin die Stimmen von LGBTQIA+-Personen verstärken, für rechtliche Reformen eintreten und gemeinsam eine leuchtende, inklusive Zukunft für alle anstreben.