Statement: There is a »G« in Dialogue“ by Clubcommission Berlin
Vor Kurzem hat die Clubcommission ein Statement gegen den Konsum von G in Clubs veröffentlicht, das viel Zuspruch und Kritik bekommen hat. Damit haben wir uns in den letzten Tagen intensiv beschäftigt. Es war wichtig, dass Clubs in einem Statement zum Ausdruck bringen konnten, was für eine Belastung der Konsum von G so wie auch die Verwendung von G als k.O. Tropfen für sie bedeutet. Die entstandene Debatte finden wir besonders wertvoll. Sie zeigt zum einen wie unterschiedlich die Perspektiven zum Thema G in unserer Szene sind. Zum anderen spiegelt es auch wider, dass wir uns als Clubcommission in einem schwierigen Spannungsfeld bewegen.
Prohibition gegen Harm Reduction auszuspielen war dabei nicht unser Ziel. Wir verstehen und hören euch allerdings, wenn die Message vor allem so gelesen wurde und entschuldigen uns aufrichtig für stigmatisierendes oder verletzendes Wording. Daraus möchten wir lernen. Als Vertretung für die Interessen der Clubs und Veranstalter:innen engagieren und bemühen wir uns für eine zukunftsfähige und nachhaltige Clubkultur. Mit alledem haben wir ebenso eine Verantwortung für das Publikum, das im Zentrum von allem steht und die Tanzfläche in Bewegung setzt.
Der Konsum von G im Clubkontext hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Es steht außer Frage, dass auch andere Drogen präsent sind und erhebliche gesundheitliche Konsequenzen haben können. G ist jedoch eine besonders risikoreiche Substanz und die Gefahr einer unbeabsichtigten Überdosierung ist sehr groß. Die Gefahr steigt vor allem bei Mischkonsum mit Alkohol oder anderen Downern und kann auch tödlich verlaufen.
Die Stigmatisierung der User:innen sowie Angst und Überforderung auf Seiten der Clubs führen aktuell leider auch dazu, dass hilfebedürftige Menschen im Club nicht angesprochen werden, User:innen intoxikiert vor die Tür gesetzt werden und in Notfällen mitunter keine Hilfe gerufen wird. Ein Teufelskreis, den es mit konstruktivem Dialog, Aufklärung, Sensibilisierung und Weiterbildung zu durchbrechen gilt.
Uns ist bewusst, dass ein Appell für den Verzicht von G in Clubs nicht alle davon abhält, dass G heimlich oder an anderen Orten weiter konsumiert wird. Nichtsdestotrotz hoffen wir, dass eine offene und ehrliche Debatte Clubgänger:innen dabei hilft, sich zu informieren und mögliche Risiken bewusst abzuschätzen, bevor sie sich entscheiden, mit der Droge zu experimentieren oder sich ihr fernzubleiben.
Das Statement wurde mit einem klaren Blick auf Clubs als bedrohte Orte und ihre Betreibenden und Mitarbeitenden verfasst. Die Clubcommission gründete sich vor 20 Jahren, um gemeinsam dem Druck von Behörden, Polizei und Öffentlichkeit entgegenzuwirken. Razzien, Schließungen von Orten der Berliner Subkultur und Negativschlagzeilen waren an der Tagesordnung. Inzwischen ist die Bedeutung der Clubkultur für Berlin unumstritten. Doch mit jedem Notfall steigt der Druck von Behörden und Öffentlichkeit und kann zu unmittelbaren Konsequenzen für die Betriebserlaubnis der Clubs führen.
Die Existenz von G in unserer Szene zu verschweigen, auf einzelne Orte, Gesellschaftsschichten oder Konsummuster zu reduzieren, bringt uns nicht weiter. Deshalb stehen wir weiter ein für einen verantwortungsbewussten und offenen Umgang mit dem Thema. Um diesen Dialog aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten, Verantwortlichkeiten und Herausforderungen tiefergehend zu diskutieren, widmen wir den 7. Roundtable der Awareness Akademie dem Thema G und laden euch herzlich dazu ein.
Let’s Talk About G in Berlin Club Culture
26. November 2021, 19 – 21 Uhr Alte Münze Berlin
Speaker:innen: Pansy (Künstlerin, Aktivist), Rüdiger Schmolke (Sonar Safer Nightlife), Charlotte Hirz (Psychologin gegen sexualisierte Gewalt an Frauen und Gender Minderheiten), Felix Betzler (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Leiter der Arbeitsgruppe Recreational Drugs der Charité Berlin, tbc), Karina Nawrat (Fiese Remise, Sage Beach)
Die Veranstaltung findet auf Englisch statt und wird als Livestream verfügbar sein.
Mit wem sollen wir sprechen? Mit welchen Fragen und Perspektiven sollen wir in uns auseinandersetzen? Welche Erfahrungen möchtet ihr mit uns teilen? Ihr könnt uns vertraulich eure Vorschläge gerne hier oder an unsere Mailadresse schicken: awareness@clubcommission.de“
Mehr zur Aktion hier: https://clubculture-against-ghb.org/